E-Fuels - UNITI: Mehr Diversifizierung bei Energieimporten geboten
Mögliche Lieferausfälle etwa bei Erdgas, Rohöl und Kohle aus Russland haben eine Diskussion über die Energieversorgungssicherheit der Bundesrepublik in Gang gesetzt. Einzelne Rufe aus der Politik nach Energieautarkie werden dabei zunehmend lauter. UNITI-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn erteilt diesen eine Absage: „Deutschland wird auch zukünftig auf Energieimporte angewiesen sein. Wir verfügen hierzulande über kein ausreichendes Potential zur Gewinnung der Mengen Erneuerbarer Energien, die wir benötigen, um Industrie, Haushalte, Gebäude, Handel und Dienstleistungen sowie den Verkehr zu versorgen.“ Gleichzeitig bestehen im Moment große Abhängigkeiten von wenigen Staaten bei der Versorgung mit fossilen Energieträgern. Das kann bei internationalen Krisen schnell zu Sorgen bzgl. der Lieferketten führen, wie das aktuelle Beispiel Russland zeigt. Rund 55 Prozent der Erdgas-, etwa 45 Prozent der Steinkohle- und circa ein Drittel der deutschen Rohölimporte stammen aus dem Land. Elmar Kühn: „Wir sollten auf größere Diversifizierung bei den Importen setzen, sowohl mit Blick auf die Energieträger selbst als auch bei den Lieferanten.“ Einen Anhaltspunkt zur Lösung kann der globale Power-to-X Potenzialatlas des Fraunhofer IEE geben, der aufzeigt, welche Regionen sich besonders für so genannte PtX-Erzeugnisse wie grüner Wasserstoff oder flüssige synthetische Kraft- und Brennstoffe eignen. Der UNITI-Hauptgeschäftsführer: „Ein Blick auf den PtX-Potenzialatlas zeigt, dass - anders als Europa - viele Regionen der Welt für die Gewinnung regenerativen Stroms aus Sonne und Wind zur Erzeugung von Wasserstoff und dessen Derivaten, wie z.B. CO₂-neutrale Kraft- und Brennstoffe, besonders geeignet sind.“ Abhängigkeiten von nur wenigen Importländern, wie aktuell bei den fossilen Energieträgern, ließen sich so vermeiden. Gleichzeitig würde der Import Erneuerbarer Energien in Form grüner Moleküle das Erreichen der ambitionierten Klimaziele in Deutschland deutlich beschleunigen.
Flüssige Kraft- und Brennstoffe mit Vorteilen bei internationalen Krisen
Über die Versorgungssicherheit in Deutschland bei flüssigen Kraft- und Brennstoffen in Folge der Russlandkrise müssen sich die Verbraucher derzeit keine Sorgen machen. Die Verfügbarkeit ist mit der strategischen Ölreserve über den Erdölbevorratungsverband (EBV) für mindestens 90 Tage abgesichert. Aus Sicht von UNITI zeigen sich gerade in Krisenzeiten Vorteile flüssiger Energieträger. Elmar Kühn: „Kraftstoffe und Heizöl lassen sich gut transportieren und lagern. Anders als etwa beim Erdgas ist Deutschland hier nicht auf ein starres Pipeline-Netz und damit den Import aus nur wenigen Erzeugerländern angewiesen, sondern kann im Bedarfsfall flexibel auf zahlreiche Lieferanten weltweit ausweichen.“ Auch Endverbraucher, die etwa auf Heizöl setzen, sind im Vorteil, so Kühn: „Die Kunden können sich mit dem eigenen Tank flexibel und langfristig bevorraten. Beim Erdgas dagegen können sie von sinkenden Ständen der großen Speicher in Deutschland oder durch die Pipeline-Bindung von möglichen Lieferausfällen bedroht werden.“
Insgesamt spricht aus UNITI-Sicht daher viel dafür, auch zukünftig auf flüssige Energieträger zu setzen. Zumal herkömmliche Flüssigkraft- und -brennstoffe ohne technische Anpassungen auf Anwendungsseite und über die bestehenden Verteilinfrastrukturen durch klimafreundliche synthetische E-Fuels ersetzt werden könnten. UNITI-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn: „Der Import von CO₂-neutralen flüssigen Kraft- und Brennstoffen aus den vielen wind- und sonnenreichen Regionen der Welt trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern er verringert auch die Abhängigkeit von den wenigen Förderländern fossiler Energieträger, was die Energieversorgungssicherheit Deutschlands erhöht. Eine entsprechende Importstrategie ist daher bei der strategischen Neuausrichtung der deutschen und europäischen Energieversorgung dringend geboten. Hier ist die Bundesregierung in der Pflicht.“
Quelle:UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e.V.
« VorherigeNews-Archiv 2022Nächste »